Wohnraumbeleuchtung mit LED

Nach einer Diskussion im KNX User Forum über die Kosten/Nutzen-Rechnung von LED-Beleuchtung hatte ich mich dort auch zu Wort gemeldet und meine „Low-Cost“ Variante vorgestellt. Darauf hin gab es einige Anfragen wie ich das nun umgesetzt habe. Damit ich das nicht 5x erzählen muss, hier nun ein umfassender Artikel zu diesem Thema.

Unser Haus umfasst ca. 190qm auf zwei Ebenen. EG und DG. Der Plan: Soviel wie möglich mit günstigen LEDs beleuchten, möglichst indirekt. Bedingt durch die 16cm starke, massive Holzdecke im EG wären Einbauspots zwar möglich gewesen, aber mit entsprechendem Aufwand und auch Kosten verbunden.

Im Erdgeschoss haben wir, bedingt durch die großzügige, offene Bauweise zwei Doppel-T Stahlträger an der Decke. Das folgende Bild zeigt einen der beiden Träger:

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Die Stahlträger bleiben weitgehend sichtbar und werden in der selben Farbe wie die Stahlwangentreppe gestrichen: Anthrazit. Die geplante Küchenfront wird ebenfalls „dunkelgrau“. Somit „integrieren“ sich die Träger recht gut in den Raum und wirken eher weniger wie ein Fremdkörper. Wieso ich die Träger nicht verkleide? –> Weiterlesen…

Die massive Holzdecke (16cm stark, tragend) wird „zartweiss“ eingelassen so dass die Maserung des Holz sichtbar bleibt. Die Wände werden ebenfalls weiß. Optimale Voraussetzungen für die Reflektion des Lichts: Es gibt kaum große Licht-schluckende Oberflächen.

Aber wohin jetzt mit der indirekten Beleuchtung?

Mein Vorhaben: Auf beide Seiten des Doppel-Ts einen LED Streifen einlegen. Der gezeigte Träger hat eine Länge von ca. 4,5m. Also 2x 4,5m LED Streifen.

Der zweite Träger befindet sich im Eingangsbereich. Dort kommt auf einer Seite ebenfalls ein LED Streifen zum Einsatz. Hier wird die Länge ca. 3m betragen.

Den Flur werde ich mit LED-Wandleuchten „optisch aufwerten“. Hier bin ich noch unschlüssig ob es eine Eigenbaulösung oder eine fertige Lösung, oder eine auf LED umgebaute fertige Lösung wird. Fakt ist: Es werden 12V DC in die Lampe zentral aus dem Verteiler eingespeist.

Im Schlafzimmer wird es wohl einen versteckten LED Streifen auf dem 3m langen Kleiderschrank geben. Im Bad haben wir eine „Einbuchtung“ in der Vorbau-Wand. Dort kommen vier Spots zum Einsatz:

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Für’s erste wird es hier 12V Halogen werden. Es liegt aber eine Busleitung in der Wand, mit der ich noch auf 12V LED PWM umrüsten kann.

Wir haben keinen Keller, dafür einen Technik-Raum. Dieser wird mit einem 120x30cm 40Watt LED Panel ausgeleuchtet:

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Diese Panels gibt es von „recht günstig“ bis „verdammt teuer“. Ich habe mich bei Ebay eine Zeit lang umgeschaut und habe nach ein paar Tagen ein Panel inkl. Versand für ca. 60EUR ergattern können. Einziges Manko: Die Halterung taugt nix (wie bei den meisten Panels). Man liest im Netz immer wieder dass die 120cm langen Panels zum durchhängen neigen. Deshalb habe ich mir aus dem Baumarkt zwei Alu-L Profile (15x15mm) besorgt und diese  – mit den Schrauben die die Panelrückseite zusammen halten – an das Panel geschraubt. Dadurch ist es deutlich steifer geworden. Noch vier Löcher in die Profile, ein wenig 2mm-Edelstahl-Seil sowie 4 Schraubhaken und 8 Quetschklammern für das Stahlseit und fertig war die Aufhängung. Kosten: ca. weitere 10EUR.

Aber zurück zu den LED Streifen:

Es gibt ja diverse Arten von Streifen. Darunter 12V und 24V. Die 24V Variante kommt durch die höhere Spannung mit weniger Strom aus, was die Verluste auf der Leitung etwas reduziert. Dafür sind die 24V Streifen deutlich teurer, aber teilweise auch deutlich heller, da mehr Leistung.

Nach einiger Suche habe ich mich für diese 12V Variante hier entschieden:

Pollin LED Strip DAYLIGHT LS-360-WW-3m

Daten:

  • 3m Länge (anlötbar)
  • 600 Lumen pro Meter
  • 360 LEDs
  • 12V
  • 1,8A pro 3m
  • Kürzbar alle 3 LEDs

Kosten: Knapp 20EUR. Es gibt auch eine „schwächere“ Version mit 180LEDs und nur 300 Lumen/Meter. Kostet knapp die Hälfte.

Lumen-Rechenbeispiel für den Wohnbereich:

  • ca. 20qm auszuleuchtende Fläche
  • 4,5m LED Streifen = 2700 Lumen = 2,4A@12V DC

Die Verluste für die 12V Variante sind, wie ich finde, zu vernachlässigen. Zumindest haben das meine Tests gezeigt: Ich sehe optisch keinen Unterschied zwischen 12V mit 20m Zuleitung und 12V mit 30cm Zuleitung.

Für die Spannungsversorgung hab ich mir diese Netzteile (3 Stück plus noch ein kleineres mit ca. 50 Watt) für ca. 45EUR/Stück geholt:

MEANWELL CLG-150-12A

Daten:

  • 12V DC
  • 11A
  • 132 Watt
  • für LED Anwendungen zugelassen

Die LED Streifen hab ich erstmal test-weise bestellt und ausprobiert. Nach kurzen Test auf der Baustelle mit noch nicht verkleideten Wänden (d.h. Licht-schluckende OSB-Platten an den Wänden) war ich schon begeistert. Den großen Träger hab ich test-weise je Seite mit 3m Streifen ausgestattet. Die Ausleuchtung war bereits da ganz gut (3m = 1800 Lumen). Mit weißen Wänden und jeder Seite nochmal ca. 1,5m LED Streifen (der Träger ist ja 4,5m lang) wird das prima (dann statt 3m=1800 Lumen –> 4,5m=2700 Lumen)

Im Dachgeschoss habe ich keine Stahlträger. Da muss das ganze anders „befestigt“ werden.

Hier habe ich zwei Varianten:

  1. Im L-Profil, welches an den Balken der Kehlbalkendecke befestigt ist
  2. In einem U-Profil das ich am oberen Ende einer Gipskarton-verkleideten Wand „eingelassen“ habe

Erstmal zur Variante #2:

Im habe im nächstgelegenen Stahlhandel Alu-U-Profile sowie L-Profile bestellt:

Die U-Profile haben 15x15x15mm. Die L-Profile haben 15x15mm.

Die Kosten halten sich im Vergleich zu den „teuren Profilen“ die man im Netz findet sehr in Grenzen. Ich hab zusammen 48m Profile keine 55EUR gezahlt. Vorteil: Ich hab bis zu 6m am Stück bekommen. Das reicht bei mir auch für den längsten Streifen am Stück…

Die Profile sind blankes Alu. Um den „Gebürstet-Look“ zu erhalten nehme ich Scotch-Brite Vlies und „schmirgel“ die Profile ein wenig.

Beim U-Profil habe ich den Wandaufbau etwas „anpassen“ müssen. Die Wand besteht aus 12mm OSB + 12mm Gipskarton.

Das U-Profil hat aber 15mm. 12mm hab ich keines günstig bekommen. Also musste die Oberfräse her und vom OSB etwas wegfräsen:

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Die Gipskartonplatte daneben gelegt:

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Passt perfekt. Das Profil ist „plan“ zur Gipskartonplatte. Also OSB an die Wand und das Profil befestigt:

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Dann noch die Gipskartonplatte dazu und schon sieht’s sauber aus:

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Ich hab das Profil mit silberfarbenen Schrauben an die OSB-Platte geschraubt. Hatte Angst mein Kleber hält das lange Profil nicht an der Wand bis er fest wird. Beim zweiten Profil hab ich es gewagt. Und siehe da: Geht auch ohne Schrauben mit besagtem Kleber.

Aber wie schaut das ganze jetzt beleuchtet aus? Bilder von der fertigen Installation hab ich noch nicht. Sind mit dem Innenausbau beschäftigt. Aber ich hab Bilder von der Testphase:

Das folgende Bild zeigt den Flur im Dachgeschoss. Links ein 3m Streifen mit 360Leds und 3m Länge. Dieser kommt in ein L-Profil. Ein Schenkel des „L“s komm an den Balken, und der andere Schenkel dient als Klebefläche für den Streifen. Der Streifen wird also waagerecht auf das Profil geklebt und strahlt nach oben an.
Rechts der gleiche Streifen. Dieser kommt in das eben gezeigte U-Profil.

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Der Flur ist aber länger als 3m. Insgesamt passen in den Flur etwa 8,7m Streifen. Bereits mit den 2*3m mit je 360Leds war der Flur „taghell“. Fast zu hell. Deshalb werden wir hier auf die 180Leds pro 3m setzen. Macht bei 8,7m dann etwa 2600 Lumen. Falls das wider erwarten doch nicht reichen sollte: 8,7m * 600lm/m = 5220 Lumen für die 360LED Variante. Das sollte auf jeden Fall hell genug sein 😉

Zwei weitere Impressionen vom Flur:
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Das letzte Bild wirkt nur so dunkel weil die Kamera versucht hat die Helligkeit des Streifens auszugleichen. In der Realität ist es „verdammt hell“.

Das folgende Bild zeigt das Gästezimmer. Dort kommen 2x4m Streifen zum Einsatz. Der eine Streifen leuchtet gegen die Dachschräge (wird weiß), der andere „in den Raum“. Auch hier hat die Kamera etwas künstlich verdunkelt.

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Das folgende Bild zeigt eins der Kinderzimmer. Auch hier: Ein Streifen leuchtet wieder in Richtung Dachschräge, einer in den Rest des Raumes. Insgesamt 7m Streifen. Macht mit dem hellen LED Streifen dann 4200 Lumen.

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Der gleiche Raum mit den gleichen Streifen, aber in einem anderen Winkel aufgenommen: Auch hier regelt die Kamera die Helligkeit wieder ordentlich zurück, aber für den ersten Eindruck ist es immer noch hilfreich:IMG_20131227_163308

Eine Abdeckung zum besseren streuen des Lichtes und zum vermeiden von „Spot-Punkten“ der LEDs habe ich nicht vorgesehen. In Realität sind die Lichtkegel der LEDs nicht sonderlich sichtbar. Da die Streifen allesamt auf mind. 2,6m Höhe hängen, liegt der Hauptaugenmerk auch mehr auf dem Raum, und nicht auf den „versteckten LEDs“. Ist ein wenig wie bei den Präsenz- und Rauchmeldern… Da wird immer lange auf die Optik geschaut. Aber kaum sind die mal verbaut, schert sich keiner mehr um deren Optik. Eben weil man nicht ständig zur Decke schaut.

Aktuell liege ich im Schnitt bei ca. 60EUR/Raum für die LED-Beleuchtung inkl. Netzteil.

Im EG habe ich PWM Dimmer von Bilton in der Verteilung. Die Kanalkosten liegen hier bei ca. 53EUR. Für das Dachgeschoss, wo ich den bzw. die Dimmer auf dem Dachboden installieren kann und keine Hutschienenvariante brauche, könnte ich auf MDT setzen. Hier liegen die Kanalkosten bei ca. 43EUR.

Ich werde hier aber auf eine Selbstbau-Variante gehen, die mich nur noch ca. 10-12EUR/Kanal kosten wird.

Wer noch fragen hat kann diese gerne in den Kommentaren los werden. Ich versuche den Artikel dann entsprechend zu ergänzen.

[Update 30.10.2017]

Hier nun ein paar Fotos vom Endergebnis:

Doppel-T-Träger im Wohn/Essbereich:

LED Streifen einfach in den Träger eingeklebt. Nicht waagerecht/flach, sondern ein wenig in die Schräge im Ecke. Leuchtend mit ca. 50% sieht das dann (bei Tageslicht) so aus:

Die andere Seite des Essbereichs hat auch einen LED Streifen. Dieser ist aber, wie oben beschrieben in ein Aluminium-U-Profil eingeklebt:

Hier ebenfalls 50% Helligkeit, bei Tageslicht. Ist leider nicht so ganz einfach das mit dem Smartpone zu knipsen. Aber man erkennt wie die Sache funktioniert.

13 Gedanken zu „Wohnraumbeleuchtung mit LED

  1. Hallo alex,
    erstmal großes Lob für deinen Baublog. Ist echt informativ!
    Bauen gerade auch ein Haus und bin aktuell selbst über der Elektroinstallation. Wir haben ebenfalls eine Sichtbalkendecke und planen auch LED-Stripes für die Beleuchtung einzusetzen. Kannst du mir vll. verraten, wie genau du die Verkabelung der Leuchstellen vorgenommen hast? Gern auch per Mail.
    Danke schon mal!

    • Hallo Christian,

      Im DG habe ich kleine Löcher in den Balken hoch in den Dachboden. Da kommen die zwei Adern für die 12V Leitung rein. Auf dem Dachboden werden diese zwei Adern entsprechend an Netzteil und Dimmer angeklemmt. Der Rest ist herkömmlich verkabelt.

      Die LED-Stripe-Beleuchtung im EG funktioniert ähnlich. Nur habe ich da keinen „Dachboden“ wo ich das ganze verkabeln kann, weshalb ich die -Leitungen alle zentral in die Elektroverteilung gelegt habe. Dort hängen dann die Netzteile und Dimmer.
      Die 12V-Leitungslängen sind damit zwar länger als im DG, aber Tests im Rohbau haben gezeigt dass der Verlust auf der langen 12V Leitung bei mir zu vernachlässigen ist und das 12V-PWM Signal auf dem langen Leitungsweg keine erkennbaren Störungen verursacht. Ideal wäre hier eine abgehängte Decke gewesen. Geht bei mir mit meiner 16cm starken, tragenden Massiv-Holzdecke nicht.

      Gruß
      Alex

  2. Hallo Alex,
    wie ich aus deinem Artikel entnehme hast du bei der Beleuchtung auf KNX Steuergeräte gesetzt.
    Hast du dir auch DMX oder DALI angeschaut?

    • Jepp, habe ich mir auch angesehen. Dali und DMX bringen mir in meiner Installation aber keine Vorteile. Und so viele LED-Kanäle hab ich nicht dass sich DMX und Dali preislich lohnt. Zudem will ich bei einem System (KNX) bleiben und nicht weitere Systeme via Gateway etc. anbinden.

  3. Wir haben gerade aufgestockt und ein Iso-Dach bekommen. In jeden Zimmer ist ein Doppel-Träger zu sehen. Ich wollte überall nur LED in die Träger einbauen. Ist die Beleuchtung ausreichend ?

    • „Ich plane mir ein Auto mit Dieselmotor zu kaufen. Ist die Motorleistung ausreichend?“

      Merkst du was? Anhand den von dir genannten Details kann man hierzu keine Aussage treffen.
      Hilfreich wäre es gewesen wenn du die Raumgröße und die Position des Trägers im Raum beschrieben hättest. Hilfreich ist auch die Decken/Wandfarbe sowie den Bodenbelag zu kennen.

      Ich habe bei mir zwischen 150 (Wohnbereich) und 275 Lumen (Essberreich) und 290 Lumen (Kinderzimmer) pro Quadratmeter.

      Die genannten LED Streifen von Pollin haben in der 360LED Version 600 Lumen pro Meter.

      Beispielrechnung:

      Dein Raum ist 15m^2 groß und du hast einen Doppel-T-Träger von 3,5m in ca. der Mitte des Raumen. Dann kannst du da locker 7m LED Streifen verbauen, womit du auf 4200 Lumen kommst. Das wäre dann pro Quadratmeter 280 Lumen und für mein Befinden „sehr gut ausgeleuchtet“.

      Natürlich spiel es eine Rolle ob noch eine Dachschräge dazu kommt, in welcher Farbe der Träger gestrichen ist (bei uns sind die Träger im EG anthrazit und schlucken ein wenig Licht), in welche Richtung der Streifen sein Licht abstrahlt, ob das Licht eher direkt oder indirekt wirkt. Aber irgendwas zwischen 150 und 300 Lumen pro Quadratmeter sollte hell genug sein.

      Im Zweifelsfall: 20EUR für die 3m LED Streifen mit 360LEDs investieren, ein kleines Netzteil dazu und einfach mal in einem fliegenden aufbau ausprobieren (so haben wir das auch gemacht). Dann kann man abschätzen wieviel Meter man braucht bis man eine tolle Ausleuchtung hat.

      Und noch was: Wir haben im EG alle LED Streifen dimmbar und haben selten 100% Helligkeit eingestellt. Aber hier und da braucht man 100% schon… Beim Putzen in der dunklen Jahreszeit, wenn etwas unter’s Sofa verschwunden ist, …

  4. Hallo Alex,
    das sieht ja super aus hier in deinem Blog.
    Wir saniere gerade ein Haus und haben im Wohn/Essbereich ein paar Wände entfernt, sodass wir nun einen grosszügigen Raum mit insgesamt drei Stahlträgern haben – die Frage ist nun, wie und ob verkleiden…
    Am Anfang deines Artikels sprichst du davon, euern Wohnzimmerträger zu streichen und LED Streifen einzulegen. Hast du Fotos vom Endergebnis?
    Das klingt nach einer guten Alternative, meine Vorstellungskraft reicht da aber leider nicht aus 🙂
    Danke und Gruss
    julia

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