Pfusch am Bau: Nur Narren bauen Häuser, der Kluge kauft sie?

Für clevere Bauherren muss dieser Spruch allerdings nicht gelten! Wer sich als Bauherr nicht zum Narren machen (lassen) will, kann und sollte sich informieren und Vorsorge treffen. Damit hat man gute Chancen, dem Baupfusch effektiv entgegenzuwirken. Zu diesem Thema folgt nun ein Gastartikel von Joachim Höhl von AdvoGarant.de


 Baupfusch in Deutschland – Ausnahme oder die Regel?

Wer baut, braucht gute Nerven: Wenn die Handwerker die Baustelle verlassen, bleiben häufig unvorstellbare Baumängel zurück. Pfusch am Bau ist zwischenzeitlich sogar Gegenstand ganzer TV-Serien, wie etwa „Baupfusch – Familien in Not“ auf Kabel 1, und ist in Deutschland wohl eher die Regel als die Ausnahme.

Das Haus entsteht ...

Ein Haus entsteht … (c) Bild: A. Christian

Der Schaden geht in die Milliarden, sei es durch mangelhafte Planung oder schlampige Arbeit an Neubauten. Dabei spielt es keine Rolle, ob der Bau vom namhaften Baukonzern oder von kleinen Bauträgern auf die grüne Wiese gestellt wird: in fast allen Neubaugebieten müssen sich entnervte Bauherren an spezialisierte Anwälte wenden, um zu retten, was zu retten ist.

Statistische Erhebungen weisen im Schnitt 15 gravierende Mängel am Neubau auf. Schadenssumme: bis zu 50.000 Euro je Eigenheim.

Kein Fehler ist unmöglich

Die von Radio und Fernsehen veröffentlichten „Missetaten“ von Bauunternehmen sind sicherlich extrem, allerdings keine Seltenheit. Stichworte wie Wasser im Keller, undichte Flachdächer, fehlende oder falsch angebrachte Fliesen sind da keine Seltenheit. Als Bauherr braucht man da gute Nerven und ein gutes finanzielles Polster.

Mangelhafte Bauausführung

Kurz nicht aufgepasst: Abwasseranschluss zum Teil von der Wand verdeckt (c) Bild: A. Christian

Will oder kann nämlich der Bauunternehmer die Mängel nicht beseitigen, so bleibt meist nichts anderes übrig, als andere Handwerker mit der Mängelbeseitigung zu beauftragen. Das kostet – zunächst einmal – viel Geld und muss finanziert sein.

Meist eindeutige Ursachen

Generell lassen sich für Baumängel zwei spezielle Ursachen ausmachen. Einmal sind das die beauftragten Bauunternehmen mit ihren schlecht ausgeführten Arbeiten.

Zum anderen müssen aber auch die durchaus häufig auftretenden Fehler bei der Planung erwähnt werden. Letztere wiederum begünstigen schlechte Handwerkerleistungen, denn Handwerker neigen eher dazu, das zu tun, was von ihnen verlangt wird, als vorher zu prüfen, ob das, was sie tun sollen, auch nachher zu mangelfreien Ergebnissen führen kann.

Vorbeugende Maßnahmen

Natürlich lassen sich Mängel am Bau niemals ausschließen, denn überall dort, wo Menschen arbeiten, passieren Fehler. Dennoch gibt es für jeden Bauherrn schon markante Ansatzpunkte, Fehlern vorzubeugen, zumindest aber in engen Grenzen zu halten.

So ist es insbesondere wichtig, die Baubeschreibung und Bauausführungspläne genau zu prüfen. Das geht meist nicht ohne einen Fachmann, denn wer weiß schon, ob und wo eine Dehnungsfuge platziert werden muss und welche Aufhängungen für eine Treppe erforderlich sind, damit es nicht später zu Schallübertragungen und somit zum Ärger etwa mit dem Nachbarn kommt.

Grundriss (c) Bild: A. Christian

Grafischer Grundriss (c) Bild: A. Christian

Auch sind nicht alle Materialien, die der DIN entsprechen, auch tatsächlich für das konkrete Projekt geeignet und manchmal gibt es auch neue Materialien, die ganz einfach besser wären. Hierzu empfiehlt es sich, einen Fachmann hinzuzuziehen, eine Investition, die sich durchaus rechnet, berechnet doch ein Baufachmann im Ergebnis vielleicht nur 1 – 2 Promille der Gesamtkosten, wenn man nicht die Honorarordnung für Architekten und Ingenieure (HOAI), sondern Stundensätze vereinbart.

Außerdem sollten Sie festlegen, welche Bauleistungen wie viel kosten und welche Abschläge und Raten Sie wann zu bezahlen haben. Hierzu gehören auch klare Regelungen, dass die nächste Zahlung erst dann zu leisten ist, wenn ein genau beschriebener Bauabschnitt fertiggestellt ist. Dann lassen sich Forderungen so lange zurückhalten, bis evtl. Fehler behoben sind. Die Vereinbarung einer Vertragsstrafe, wenn Termine nicht eingehalten werden, sorgt für zügige Arbeiten.

Zu den Vorsorgemaßnahmen gehört möglichst auch der Schutz vor Pleite. Das lässt sich mit einer Fertigstellungs- und Gewährleistungsbürgschaft erreichen, die mit der Baufirma vertraglich vereinbart werden sollte. Geht die Firma Pleite, zahlt die bürgende Bank oder Versicherung für die Fertigstellung des Hauses oder für evtl. erforderliche Nachbesserungen.

Bauüberwachung

Eine weitere Vorsorgemaßnahme ist die Bauüberwachung durch einen Baubetreuer / Architekten. Auch das kostet nicht die Welt, wenn Stundensätze oder gar Pauschalen vereinbart sind. Eine solche Überwachung hat den Vorzug, dass die einzelnen Bauabschnitte erst dann abgenommen werden, wenn Ihr Baubetreuer grünes Licht gegeben hat. Ohne dessen Bestätigung wird nicht gezahlt und erst recht nicht abgenommen.

So können Sie sicher sein, dass Mängel frühzeitig erkannt werden und sich evtl. Fehler nicht potenzieren, nur weil bspw. Estrich auf eine falsch verlegte Fußbodenheizung verlegt wurde. Das ist auch wichtig, denn Fehlerquellen gibt es zu Hauf. Eine ist oft die Nummer 1 im Revier:

Feuchtigkeit: die Nummer 1 bei den Baumängeln

Bei den Ausführungsmängeln gibt es geradezu nicht enden wollende Hitlisten, an deren Spitze folgende Mängel stehen:

  • Im Keller eindringende Feuchtigkeit
    • Grund: mangelhafter Abdichtung von Fundament und Keller
  • Befall mit Schimmelpilzen
    • Grund: Bauteile werden bei schlechtem Wetter nicht geschützt, sodass der Baukörper später nicht richtig austrocknen kann
  • Falsch eingefügte Fenster
    • Folge: Schimmelpilz durch Kältebrücken und Energieverschwendung durch unzureichende Abdichtung

Wer sich hier vor Ort fachlich begleiten lässt, schlägt dem Baupfuschteufel ein arges Schnippchen.

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