Das Passivhaus-Mysterium

Wie meinem Beitrag [UPDATE] KfW 55 und der Energieausweis zu entnehmen ist, scheinen selbst die Experten sich nicht 100% einig zu sein wie sich ein Passivhaus definiert.

Das Problem war: Die von mir zuerst konsultierte Seite bzgl. der Frage „Wie definiert sich ein Passivhaus“ schreibt auf Ihrer Seite:

Zum Vergleich: Ein Passivhaus benötigt 15 kWh pro Quadratmeter und Jahr an Endenergie, also die Energie, die Sie zahlen müssen!

Wikipedia formuliert das „Passivhaus“ so :

Das Passivhaus darf laut den Zertifizierungskriterien des Passivhausinstituts Darmstadt einen Heizwärmebedarf von 15 Kilowattstunden (Energiegehalt von etwa 1,5 Liter Heizöl) pro Quadratmeter in einem Jahr nicht übersteigen.

Ja was denn nun? Endenergie oder Heizwärmebedarf? Das sind ja zwei paar Schuhe. Ich kann 15kWh Heizwärmebedarf durchaus mit weniger als 15kWh Endenergie erzeugen. Beispielsweise durch Wärmepumpen. Da kommt dann ein Teil (1/4 bis 1/3) an Energie aus der Umwelt, der Rest ist Strom (die Endenergie).

Schauen wir doch aber mal was dass Passivhausinstitut Darmstadt selbst dazu schreibt:

Der Heizenergieverbrauch eines Passivhauses liegt mit um 1,5 l-Heizölgleichwert je Quadratmeter Wohnfläche und Jahr …

Endenergie, Heizwärmebedarf und jetzt auch noch Heizenergieverbrauch mit Heizölgleichwert? *Bahnhof*

Heizwärmebedarf ist der Wärmebedarf den ich habe um mein Haus warm zu bekommen.
Endenergie ist die Energie die ich bezahlen muss um mein Haus warm zu bekommen.

Und Heizenergieverbrauch…? Bezogen auf einen Heizölgleichwert wäre das dann wieder Endenergie? Vermutlich ja, weil 1,5L Heizöl pro Quadratmeter und Jahr lässt sich ausrechnen und entspricht dem was ich tatsächlich bezahlen muss und was auch tatsächlich an Energie in die Fußbodenheizung und Warmwasserbereitung hineingeflossen ist.

Unter der Voraussetzung dass man 1,5L Heizöl (pro Quadratmeter und Jahr) 1:1 und ohne Verluste in Kilowattstunden Heizenergie umrechnen kann und dabei dann 15kWh dabei rauskommen, dann ist es aber nicht mehr in jedem Fall 1:1 die Endenergie. Denn spätestens wenn man die Wärmepumpe als Wärmeerzeuger nimmt geht die Rechnung doch nicht mehr auf? Grund: Ein Teil der Wärme zur Wärmebereitung kommt aus der Umwelt und ist kostenlos. Eine Solewärmepumpe macht pi*Daumen aus 1kWh Strom (die Endenergie die bezahlt werden muss) 4kWh Wärme (die Wärme die im Haus ankommt).

Wer hat denn nun den Fehler gemacht? Die zitierten Experten, die die Angabe des Passivhausinstituts als Endenergie angenommen haben und einfach in kWh statt Liter Heizöl ausgedrückt haben?

Oder die Wikipedianer, die ebenfalls die 1,5L Heizöl in 15kWh umgerechnet, es aber Heizwärmebedarf genannt haben?

Oder das Passivhausinstitut selbst, das eine weitere Begrifflichkeit gefunden hat um sich um eine einfach zu verstehende, hieb- und stichfeste Definition zu drücken?

Es macht ja schon einen Unterschied ob ich sage: „Ich muss unter einem Wert X für die Endenergie liegen damit ich ein Passivhaus bin.“ oder „Ich muss unter einem Wert X für die zuzuführende Wärme liegen damit ich ein Passivhaus bin.“

Im ersteren Fall kann ich mit einer guten Heizung, die möglichst viel kostenlose Wärme erzeugt noch Passivhaus werden. Im letzteren Fall kann ich nur besser dämmen/isolieren und wärme Rückgewinnen um Passivhaus zu werden.

Und wenn ich es mir recht überlege, dann scheinen wohl die Wikipedianer es richtig gemacht zu haben:

Ein „Heizenergieverbrauch mit Heizöl“ kann man auch Heizwärmebedarf nennen. Denn mit weniger Heizöl wird es nicht ausreichend warm. Die Passivhausinstitut-Definition umgeformt wäre dann:

Der Heizwärmebedarf eines Passivhauses liegt mit um 1,5 l-Heizölgleichwert je Quadratmeter Wohnfläche und Jahr …

Laut Wikipedia hat Heizöl pro Liter 10kWh Heizwert. D.h. aus 1 Liter Heizöl extraleicht, gewinnt man 10kWh Wärme. Also Formen wir die Definition dahingehend weiter um:

Der Heizwärmebedarf eines Passivhauses liegt mit 15kWh je Quadratmeter Wohnfläche und Jahr …

Damit hätten die Wikipedianer in Ihrer Definition recht, und damit würde sich der oben genannte, letztere Fall ergeben, nämlich dass man nur mit besser dämmen/isolieren zum Passivhaus wird.

Und damit hätte die oben genannte Expertenseite unrecht.

Wie im Eingangs erwähnten Ursprungsbeitrag nachzulesen ist, hatte ich die „Experten“ angeschrieben und um Aufklärung gebeten. Bis heute ist nicht geschehen. Keine Emailantwort, keine Änderung der Seite.

Bleibt einem doch wieder nur die Erkenntnis: Wenn man nicht alles selbst recherchiert und nachprüft…

Sowie: Dieses alte Denken „in Litern Heizöl“ ist verwirrend.